Fragestellung
Ibuprofen ist mit 2,9 % aller Anruf das am häufigsten gefragte Arzneimittel in unserem Giftberatungszentrum (GIZ). Im Allgemeinen ist Ibuprofen gut verträglich, bei höheren Dosierungen oder längerer Einnahme ist eine wesentliche Komplikation das Nierenversagen. Anhand der Fälle des Giftinformationszentrums soll eine Aussage zum Risiko bezüglich dieser Komplikation getroffen werden.
Methodik
Retrospektive Analyse der Falldaten des GIZ.
Ergebnisse
In den Jahren 2006-2017 wurden in unserem Zentrum 235487 Fälle menschlicher Vergiftungen beraten. 2,9 % davon betrafen Ibuprofen. 6525 dieser Ibuprofenfälle waren akute Vergiftungen, in 364 Fällen wurde Ibuprofen mehrfach oder über längere Zeit eingenommen.  In 490 Fällen wurde ein akutes Nierenversagen berichtet. 28 (5,7 %) dieser Fälle eines akuten Nierenversagens wurde Ibuprofen als die wesentliche Substanz dokumentiert. Dies sind 0,4 % aller Ibuprofenfälle. In den meisten Fällen war die Ibuprofendosis sehr unklar und potenziell sehr hoch (Maximaldosis 8-80 g, im Mittel 40 g). In 15 dieser Fälle wurde Ibuprofen über einen längeren Zeitraum eingenommen. In einem Fall einer akuten Vergiftung konnte die Serumkonzentration von Ibuprofen bestimmt werden. Sie lag ca. 20 h nach Ingestion eines retardierten Präparates mit 13,3 mg/l im unteren therapeutischen Bereich. Dies deutet auf einnahme einer übertherapeutischen Dosis aber weitaus weniger als den vom Patienten angegebenen 80 g. In allen Fällen, in denen wir Informationen über den endgültigen Verlauf haben, war die Nierenfunktionsstörung reversibel.
Schlussfolgerungen
Ein Nierenversagen nach akuter Ibuprofen-Überdosierung ist eher selten. Deutlich häufiger bei mehrfacher Einnahme. Diese akute Nierenfunktionsstörung ist im Allgemeinen reversibel.

08 - Ibuprofen und Nierenversagen - Erfahrungen eines Giftinformationszentrums