Fragestellung
Für die antiinfektive Therapie der Sepsis werden häufig Carbapeneme eingesetzt. Standarddosierungen können bei Intensivpatienten wegen der ausgeprägten PD/PK- Veränderungen zur Unterdosierung führen. Um ausreichende Wirkspiegel zu erreichen, werden an unserer Klinik Meropenem- Dosierungen oberhalb der Empfehlungen der Hersteller verabreicht. Carbapeneme können jedoch besonders bei hoher Dosierung prokonvulsiv wirken. Wir untersuchten über einen Zeitraum von 3 Jahren die Häufigkeit epileptischer Anfälle im Zusammenhang mit Meropenem.
Methodik
Zwischen dem 10.06.2015 und dem 25.05.2018 wurden bei allen erwachsenen Patienten, die auf der interdisziplinär-operativen Intensivstation der Universitätsmedizin Greifswald länger als 48h mit Meropenem behandelt wurden und ein routinemäßiges TDM erhielten, retrospektiv das Auftreten von Anfällen analysiert (Kodierdaten, ICD).
Ergebnisse
Insgesamt wurden 363 Patienten untersucht. Sie erhielten bis zu 6 g/d Meropenem in kontinuierlicher Gabe. Der durchschnittliche Meropenem-Serumspiegel betrug 35,9 mg/l (SD=27,9). Bei 31 Patienten wurde mindestens eine Form der Epilepsie kodiert. Bei 12 dieser 31 Patienten war eine Epilepsie vorbekannt. Während des Aufenthalts auf der Intensivstation traten jedoch keine epileptischen Anfälle auf. Bei 19 Patienten wurden Anfälle dokumentiert. 9 Patienten boten Krampfanfälle sowohl vor als auch während der Meropenem-Gabe. Die mittleren Meropenem - Serumspiegel dieser Patienten waren signifikant höher als die Spiegel der Patienten, bei denen keine Krampfanfälle diagnostiziert wurden bzw. die nur außerhalb der Meropenem- Applikation krampften (48,07 mg/l vs. 35,63 mg/l, p=0,04).
Bei drei Patienten traten die Anfälle ausschließlich zeitgleich zur Meropenem-Applikation auf. Alle 3 Patienten wiesen eine zerebrale Pathologie auf. Davon lagen 2 Patienten zu Beginn des Anfalls auf der ITS. Der mittlere Meropenem-Serumspiegel dieser beiden Patienten war signifikant höher als die Spiegel der Patienten, bei denen keine Krampfanfälle diagnostiziert wurden (79,56 mg/l vs. 35,63 mg/l, p=0,004).
Schlussfolgerung
Im untersuchten Kollektiv von Patienten mit Sepsis konnte bei keinem der Patienten das Auftreten von epileptischen Anfällen eindeutig auf Meropenem zurückgeführt werden. Die signifikant erhöhten Meropenem-Spiegel bei den Patienten mit Krampfanfällen weisen jedoch auf einen bestehenden Zusammenhang hin. Daher sollte in zukünftigen Studien nicht nur auf antimikrobielle Wirksamkeit, sondern auch auf Nebenwirkungen (z.B. Neurotoxizität) geachtet werden. Um die potentielle Gefahr zu reduzieren sind Spiegelmessungen und Dosisanpassungen weiterhin sinnvoll. Der Zusammenhang von hohen Meropenem-Dosierung und epileptischen Anfällen sollte weiter untersucht werden.

12 - Epileptische Anfälle durch maximale Meropenem-Serumspiegel bei Sepsis?