Einleitung: Kapnometrie ermöglicht die Kontrolle der Tubuslage und Ventilation. Sie ist von hohem Wert für Behandlungsqualität / Patientensicherheit und Bestandteil wesentlicher Handlungsempfehlungen und Leitlinien (1-3). Seit kurzem wird sie im TraumaRegister DGU® erfasst. Ziel dieser Studie ist, Anwendung und Auswirkungen zu untersuchen.
Material und Methodik: Datengrundlage ist das TraumaRegister DGU® (4). Einschlusskriterien waren Aufnahme über den Schockraum nach prähospitaler Erstversorgung und vollständigen Angaben zum Atemwegsmanagement. Der Beobachtungszeitraum lag zwischen 01/2016 und 08/2017. Dokumentationsvollständigkeit, Häufigkeit und Art der Anwendung sowie Auswirkungen der Kapnometrie auf klinischen Verlauf und Outcome wurden deskriptiv analysiert. Um Situationen zu erkennen, die die Häufigkeit der Anwendung beeinflussen, wurden Subgruppen gebildet (z.B. Transportart, Verletzungsschwere und -muster, prähospitale Versorgungszeit etc). Die Bereitstellung der Daten erfolgte durch das TraumaRegister DGU® (TR-DGU Projekt-ID 2017-021).
Ergebnisse: 43.470 Fälle wurden eingeschlossen. Angaben zur prähospitalen Kapnometrie und Atemwegsmanagement waren bei 27.099 Fällen (62,3 %) vorhanden. Bei 5.667 Patienten (ISS 26,2  15,0, Letalitätsprognose 29,3 %, beobachtete Letalität 30,3 %) wurde prähospital der Atemweg gesichert. In 5.200 Fällen mittels endotrachealer Intubation (Kapnometrierate 82,9 %). 467 weitere Patienten erhielten eine alternative Atemwegssicherung (Kapnometrierate 26,9%). Die Kapnometrierate war unabhängig von Transportart, -dauer, Verletzungsmuster, nicht jedoch von der Verletzungsschwere. Signifikante Auswirkungen auf den klinischen Verlauf, Outcome oder Letalität konnten nicht festgestellt werden. Lediglich bei Patienten mit schweren SHT (AIS Kopf ≥ 3) zeigte sich, dass der Verzicht auf die prähospitale Kapnometrie zu einem tendenziellen Anstieg der Standardmortalitätsrate (SMR) führte (SMR mit Kapnometrie 1,0 [0,96 - 1,05]; SMR ohne Kapnometrie 1,11 [0,99 - 1,23] p = 0,077).
Schlussfolgerungen: Obwohl aktuelle Leitlinien die Kapnometrie zur Überwachung von beatmeten Traumapatienten empfehlen, muss festgestellt werden, dass sie bei einem relevanten Anteil der Patienten – insbesondere bei alternativen Methoden der Atemwegssicherung – nicht dokumentiert respektive nicht durchgeführt wurde. Der Erfüllungsgrad dieses wichtigen Indikators für Versorgungsqualität und Patientensicherheit muss weiter gesteigert werden. Ihre Bedeutung muss in Ausbildung und Training auch weiterhin betont werden.




Literatur:
1.	Bernhard M, Hossfeld B, Bein B, Böttiger B, Bohn A, Fischer M, et al. Handlungsempfehlung der DGAI: Prähospitale Notfallnarkose beim Erwachsenen – Langfassung. Anästh Intensivmed. 2015;56:317-35.
2.	Timmermann H, Byhahn C, Wenzel V, Eich C, Piepho T, Bernhard M, et al. Handlungsempfehlung für das präklinische Atemwegsmanagement. Anästh Intensivmed. 2012;53:294-308.
3.	Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie, Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin, Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie, Deutsche Gesellschaft für HNO-Heilkunde Kopf- und Hals-Chirurgie, Deutsche Gesellschaft interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin, et al. S3 Leitlinie Polytrauma / Schwerverletzten–Behandlung– AWMF–Register Nr. 012/019. AWMF; 2016. p. 1-446.
4.	TraumaRegister DGU. 20 years TraumaRegister DGU((R)): development, aims and structure. Injury. 2014;45 Suppl 3:S6-S13.

11 - Prähospitale Kapnometrie als Qualitätsindikator der Schwerverletztenversorgung - erste Ergebnisse aus dem TraumaRegister DGU®